Die Zivilgesellschaftlichen Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland sind ein wesentliches, konstitutives Element der pluralistischen und demokratischen Gesellschaft. Sie bilden ein Gegengewicht und Korrektiv gegenüber staatlichen Strukturen und bieten den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich aktiv in wichtige Prozesse innerhalb der Gesellschaft einzubringen.
Wer zivilgesellschaftliche Organisationen diffamiert, einschüchtert, materiell bedrängt oder versucht, mundtot zu machen, hat ihren wichtigen Beitrag für ein demokratisches Gemeinwesen nicht verstanden.
Dies gilt insbesondere im Bereich der „Erinnerungskultur“ in Deutschland, die seit dem Ende der Nazi-Diktatur ganz wesentlich von bürgerschaftlichem Engagement geprägt ist. „Erinnerungskultur“ im Rahmen des Gedenkens an die NS-Diktatur bedeutet nicht nur, Gedenkstätten einzurichten, zu unterhalten und regelmäßige Gedenktage abzuhalten – es ergibt sich aus der Erinnerung an die Schrecken des NS-Terrorregimes auch ein unmittelbarer Auftrag, der oft auf die kurze Formel des „Nie wieder!“ gebracht wird. Antifaschistische Arbeit, die sich aktiv gegen rechtsradikale, rechtsextreme und rechtspopulistische Strömungen richtet, ist ein Dienst am demokratischen Gemeinwesen, und, wenn sie sich im Rahmen der freiheitlich demokratischen Grundordnung und der geltenden Gesetze bewegt, unbedingt gemeinnützig.
Wir erwarten von der neuen Bundesregierung, dass sie zivilgesellschaftliche Strukturen respektiert, ausbaut und nachhaltig fördert.
Die Durchsetzung des „Demokratiefördergesetzes“ (Drucksache 20/5823), das schon von der „Ampelkoalition“ auf den Weg gebracht wurde, muss ebenso Bestandteil eines kommenden Koalitionsvertrages sein wie eine Reform des deutschen Gemeinnützigkeitsrechtes, von dem die EU vor acht Monaten erneut festgestellt hat, dass Deutschland „noch keine Fortschritte dabei erzielt hat, den Plan zur Anpassung der Steuerbefreiung von gemeinnützigen Organisationen weiterzuverfolgen, um die Herausforderungen anzugehen, die mit den derzeit geltenden Vorschriften für deren Betrieb in der Praxis verbunden sind, wobei europäische Standards für die Finanzierung zivilgesellschaftlicher Organisationen zu berücksichtigen sind“.
Wir sind in diesem Sinne an die Verhandlungsteams herangetreten und bitten sie, unsere Forderungen in den kommenden Koalitionsverhandlungen zu unterstützen.
Volker Kirchesch Dr. Jost Rebentisch
Vorsitzender Geschäftsführer
WANN: 19. März, 18.00 Uhr
WO: Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus Deutsch-osteuropäisches Forum, Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf
Die Blockade der Millionenstadt Leningrad, heute wieder Sankt-Petersburg, die vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 dauerte, zählt zu den größten Menschheitsverbrechen des Zweiten Weltkriegs und forderte über eine Million zivile Opfer. In diesen 872 Tagen waren die Menschen von allen Versorgungswegen abgeschnitten und dem Hungertod ausgeliefert. Überlebende dieser Katastrophe, die heute ihr Zuhause in Düsseldorf und Umgebung haben, erzählen 80 Jahre später von ihren Erlebnissen als Kinder in der belagerten Stadt.
In diesem Rahmen wird das Buch "Blokadniki" vorgestellt, das während unseres Projekts zur Leningrader Blockade entstanden ist.
Die Veranstaltung ist eine gemeinsame Veranstaltung von Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus und der Selbsthilfegruppe »Blokada«
Wann: Montag, 14. April, bis Donnerstag, 17. April, jeweils von 11.00 bis 16.00 Uhr
Wo: Filmhaus Köln, Maybachstrasse 111, 50670 Köln
Preis: Die Teilnahme ist kostenlos.
Anmeldung bis zum 05.04.2025 an Katharina Pysmenna: pysmenna@nsberatung.de
Bist du zwischen 14 und 22 Jahren alt und interessierst dich für Kunst, Design oder Storytelling? Hast du Lust, die faszinierende Welt der virtuellen Realität zu entdecken? Dann bist du bei uns genau richtig!
Im Rahmen dieses Projekts führen wir Gespräche mit Überlebenden der NS-Zeit. Die eindrucksvollsten Szenen werden ausgewählt und mit Hilfe von Virtual-Reality-Technologien als virtuelle 3D-Räume visualisiert.
Der Workshop umfasst folgende Themen:
• Grundlagen von VR und 3D
• Kreative Methoden zur Umwandlung analoger Arbeiten in VR
• Storytelling-Techniken basierend auf historischen Hintergründen und die Produktion analoger Animationen
Mit Virtual-Reality-Technologie kannst du in eine virtuelle Welt eintauchen und sie interaktiv erleben. Wir nutzen dafür spezielle VR-Headsets und Tilt Brush 3D Software, die es dir ermöglicht, in der virtuellen Realität zu zeichnen.
Der Kurs wird von Absolvent:innen der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) geleitet.
WANN: Samstag, 5. April 2025, 10:00 bis 14:00 Uhr
WO: Alte Feuerwache Köln, Melchiorstraße 3, 50670 Köln
Autobiografischer Schreibworkshop mit Nora Hespers.
Nachkommen-Berichte: Wie präsentiere ich meine Geschichte einem jungen Publikum?
Geschichten leben davon, wie sie präsentiert werden. Gemeinsam möchten wir mit euch erarbeiten, wie ein Text gestaltet werden kann, der sich gut lesen und auch vortragen lässt. Wir unterstützen euch dabei, eure Geschichten so zu erzählen, dass ihr euch auf eure Botschaft konzentrieren könnt. Dazu entwickeln wir einen sogenannten Story-Rahmen, der bewusst Spannungsbögen erzeugt, ohne auf Effekthascherei zu setzen. Unser Ziel ist es, euch ein Gerüst an die Hand zu geben, das euch beim Schreiben hilft und Orientierung bietet – sowohl für euch als auch für euer Publikum. Die Texte können nach Wunsch veröffentlicht werden. Dabei liegt unser Fokus nicht auf literarischem Schreiben, sondern auf der Präsentation authentischer Geschichten, die uns mit der Gegenwart verbinden. Die entstandenen Erinnerungstexte können im bildungspolitischen Kontext an Schulen eingesetzt werden. Wir unterstützen euch gerne bei der Finalisierung dieser Texte.
Referentin
Nora Hespers ist freie Journalistin, Podcasterin und Buchautorin. 2021 erschien ihr Buch: »Mein Opa, sein Widerstand gegen die Nazis und ich« im Suhrkamp-Verlag. Es geht darin nicht nur um das Leben ihres Großvaters, seine Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialist:innen. Sie erzählt darin auch, wie diese Geschichte in der Gegenwart nachwirkt.
Teilnahme ist kostenlos
Die Teilnahme an beiden Workshop-Tagen, 5. April und 6. April, wird empfohlen, ist aber nicht zwingend erforderlich. Der Veranstalter sorgt während des Workshops für Verpflegung (Essen und Getränke). Bei Bedarf können auch die Fahrtkosten übernommen werden. Wir bitten um Anmeldung per E-Mail an pysmenna@nsberatung.de bis zum 1. April. Bitte geben Sie eine kurze Information zu Ihrer Person sowie Ihre Kontaktdaten (E-Mail-Adresse und Telefonnummer).
WANN: Sonntag, 6. April 2025, 10:00 bis 14:00 Uhr
WO: Alte Feuerwache Köln, Melchiorstraße 3, 50670 Köln
Gefühlserbschaften und Umgang mit Trauma – Gespräch mit Dr. Peter Pogany-Wnendt
Welche Auswirkungen hatte das Schweigen auf die Nachkommen?
Wie wird das Erlebte transgenerationell weitergegeben?
Wie stellt man die Gefühlserbschaften fest?
Wie geht man mit ihnen um?
Die barbarische Verfolgung sogenannter »lebensunwerter« Menschen durch die Nazis – Jüdinnen:Juden, Slawinnen:Slawen, Homosexuelle, Sinti:zze und Rom:nja, »Asoziale« und andere – war eine schwer traumatisierende Erfahrung für die Betroffenen. Nach dem Ende des Terrors waren die meisten kaum in der Lage, das Erlebte seelisch angemessen zu verarbeiten. Viele schwiegen über die erlittenen Qualen. Angst vor Verfolgung, Schmerz und Trauer über das erlittene Leid und Verluste sowie Hass und Ressentiments gegenüber den unbarmherzigen Täter:innen wurden als Gefühlserbschaften unbewusst an die Nachkommen weitergegeben – meist mit nachteiligen Folgen für das Seelenleben der Kinder und Enkel. Das Hauptziel dieses Workshops ist es, den Teilnehmenden ein Bewusstsein für die Problematik der Gefühlserbschaften zu vermitteln und Wege aufzuzeigen, wie sie damit umgehen können.
Referent
Peter Pogany-Wnendt ist Arzt und Psychotherapeut in Köln und 1. Vorsitzender des Arbeitskreises für intergenerationelle Folgen des Holocausts, ehem. PAKH. In seiner Arbeit beschäftigt er sich seit Jahren mit intergenerationellen Folgen des Holocausts und Gefühlserbschaften.
Teilnahme ist kostenlos
Die Teilnahme an beiden Workshop-Tagen, 5. April und 6. April, wird empfohlen, ist aber nicht zwingend erforderlich. Der Veranstalter sorgt während des Workshops für Verpflegung (Essen und Getränke). Bei Bedarf können auch die Fahrtkosten übernommen werden. Wir bitten um Anmeldung per E-Mail an pysmenna@nsberatung.de bis zum 1. April. Bitte geben Sie eine kurze Information zu Ihrer Person sowie Ihre Kontaktdaten (E-Mail-Adresse und Telefonnummer).
Einen Tag nach dem Schritt in die Öffentlichkeit hat das Bundesministerium der Finanzen reagiert und dem Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V. weitere Fördergelder für #ZumFeindGemacht zur Verfügung gestellt. Mit Einsparungen wird das Projekt daher bis zum 31. Dezember 2025 fortgeführt. Darüber hinaus ist die Zukunft der erfolgreichen Social-Media-Kampagne ungewiss.
Wir danken allen Unterstützer:innen für das überwältigende positive Feedback, das wir auf unseren Kanälen und per Mail erhalten haben. Diese Solidarität ermutigt uns, weiterhin mit voller Kraft für unser gemeinsames Anliegen einzustehen: die Gestaltung einer vielfältigen Erinnerungskultur und den Schutz unserer Demokratie.
Viele unserer Kolleg:innen in anderen Institutionen der historisch-politischen Bildung stehen ebenfalls vor Finanzierungsproblemen. Während Rechtsextremist:innen an Macht gewinnen und Geschichtsrevisionismus salonfähig machen, beteuern die Vertreter:innen der demokratischen Parteien, dass Gedenken so wichtig wie nie sei - doch das spiegelt sich nicht in Taten wider.
Wir fordern langfristige Förderungen für Projekte wie #ZumFeindGemacht, die eine unverzichtbare Arbeit im Kampf für unsere Demokratie und gegen Verfassungsfeinde leisten.
Kontakt:
Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.
Dr. Jost Rebentisch
0221 – 17 92 94 23
Der Bundesverband ist satzungsgemäß einer an den authentischen Erinnerungen der Überlebenden orientierten Gedenkkultur verpflichtet. Das bedeutet aber nicht bloß Erinnern, es bedeutet auch, aus der Erinnerung Schlüsse zu ziehen und dementsprechend zu handeln. In Anbetracht des Einreißens der „Brandmauer“ im Deutschen Bundestag bedeutet es zu warnen.
Ein kleiner Exkurs in die Geschichte:
Adolf Hitler wurde von rechtskonservativen Eliten an die Macht gebracht, die meinten, ihn für ihre Zwecke nutzen zu können. Ein fataler Irrtum. Bürgerlich-konservative und liberale Parteien haben am 24.03.1933 Hitlers „Ermächtigungsgesetz“ zugestimmt, das heute allgemein als das Ende der Weimarer Demokratie betrachtet wird. Ohne diese Stimmen hätte es ein solches Gesetz nicht gegeben. Faschisten sind nicht durch eine „Machtergreifung“ an die Macht gelangt, sondern durch eine Machtbeteiligung durch bürgerliche Eliten.
Geschichte wiederholt sich nicht – aber wir können und wir sollten aus ihr lernen.
Gestern mussten wir den endgültigen Einsturz der „Brandmauer“ bezeugen. Und das zwei Tage, nachdem dieselben Politiker unter dem #WeRemember öffentlichkeitswirksam am Holocaust-Gedenktag an die unfassbaren Verbrechen erinnerten und lediglich einige Stunden, nachdem im Bundestag in einer Gedenkstunde der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wurde – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte eindringlich: „Gehen wir nicht zurück in eine dunkle Zeit. Wir wissen es besser. Machen wir es besser!“
Deshalb:
Die gestrigen Ereignisse im Deutschen Bundestag haben gezeigt: Die angebliche „Brandmauer“ gegen Rechts ist Geschichte – wenn es sie denn jemals gegeben hat. Die echte „Brandmauer“ müssen wir alle sein – jede/r Einzelne, jeden Tag und mit all unserer Kraft.
Volker Kirchesch Dr. Jost Rebentisch
Vorsitzender Geschäftsführer